Ein Tag im Leben eines Palasthundes

Ein Tag im Leben eines Palasthundes – Tagebuch des Lord Barkington

Wien, Dienstag – 10:03 Uhr

10:03 Uhr — Ankunft

Liebes Tagebuch,

Heute begann der Tag nicht mit dem Klirren einer Leine oder dem Klimpern eines Napfes, sondern mit einem Samtgeschirr, frisch gebürsteten Ohren und einer chauffierten Fahrt ins Paradies. Mein Mensch – stets hingerissen von Klimt und kulturellen Gedanken – ließ mich diesmal nicht bei der Sitterin (eine gute Seele, aber tragisch uninspiriert), sondern bei Palace Paws.

10:15 Uhr — Königlicher Empfang

Das Personal begrüßte mich nicht mit Quietschen oder Babysprache, sondern mit ruhigen, respektvollen Tönen – der Sorte, die sagt: „Wir sehen Sie, Lord Barkington.“ Mein Willkommenssnack? Gebackene Hähnchenhäppchen auf Porzellan. Danach folgte ein sanftes Pfotenbad, mit Lavendel und Sandelholz angereichert. Ich seufzte. Hörbar.

10:47 Uhr — Lounge & Vivaldi

Ich wurde in die Samtlounge geführt – ein Ort stiller Pracht. Zu Vivaldis „Frühling“ im Hintergrund ruhte ich auf einem gepolsterten Kissen, das selbst Lady Penelopes Salon beschämen würde. Ein Schluck Kamillenbrühe (garniert mit Petersilie, wohlgemerkt) vollendete das Ambiente.

11:32 Uhr — Gesellschaftsstunde

Eintritt: Mademoiselle Chérie. Eine Französische Bulldogge von erlesener Eleganz. Rotes Band, funkelnde Augen und eine Begabung für Schattenspiele. Wir sprachen über Wien, Kunst und die Tragödie trockener Kekse. Sie lachte. Ich tat so, als würde ich nicht erröten.

12:15 Uhr — Massage & Pfotenbalsam

Eine goldene Stunde. Im wahrsten Sinne. Eine Ganzkörpermassage mit Mandelöl, gefolgt von einem Pfotenbalsam mit Sandelholzduft. Man sagte mir, meine Pfoten seien „butterweich“. Ich glaube es.

 

13:00 Uhr — Mittagsschlaf

Mit einer Schlafmaske aus Seide auf den Augen glitt ich in Träume von Foie gras und Spaziergängen durch den Stadtpark. Der Duft von Rosenwasser und Ruhe lag in der Luft. Ich erwachte erfrischt – wenn auch leicht desorientiert.

14:05 Uhr — Cocktailstunde (natürlich alkoholfrei)

Chérie und ich trafen uns erneut auf der Gartenterrasse. Zwei Pup-Tail-Gläser klangen sanft aneinander – Hühnerconsommé für mich, Rinderreduktion für sie – garniert mit knochenförmigen Keksen. Wir prosteten auf die schönen Dinge des Lebens.

 

14:47 Uhr — Ein letztes Spiel

Ein kurzer, aber edler Auslauf im Spielbereich – Zerrseile, Samt-Quietschspielzeug und eine Chaiselongue zur Kontemplation zwischen den Runden.

15:00 Uhr — Abschied & Wiedersehen

Mein Mensch kehrte zurück – mit geröteten Wangen vor Freude und einem neuen Klimt-Druck unter dem Arm. Sie hob mich hoch und flüsterte: „Du riechst nach Reichtum.“ Tatsächlich hatte ich während der Sandelholz-Mist-Behandlung ein Nickerchen gemacht.

Morgen: Ein mögliches Rendezvous in Schönbrunn. Sollte es so kommen, weiß ich genau, wo ich sein werde – auf Samt, mit Vivaldi, und vielleicht, einer weiteren Begegnung mit Chérie.

In erlesenem Luxus,

Lord Barkington

Ein Kenner der feinen Dinge des Lebens